Soulfood Bakery Gründerin Lisa erklärt uns Ayurveda im Zusammenspiel mit Essen
Kannst du uns die Philosophie von Ayurveda in wenigen Sätzen erklären?
Ayurveda ist die „Mutter aller Heilung“ und wurde vor rund 5.000-10.000 Jahren in den Himalayas und Pakistan entdeckt.
Ayur bedeutet Leben und Veda ist die Wissenschaft, dadurch kann Ayurveda als das Wissen vom Leben beschrieben werden, in Verbindung mit der Samkhya-Philosophie ist sie die Wissenschaft des Lebens und der Wahrheit.
Ayurveda stammt aus der Samkhya-Philosophie. Sam kommt von Sat = Wahrheit und Khya = von Zusammen. Samkhya war die Grundlage aller Vedischen Schriften und beginnt mit „Purusha“, der Shiva-Energie, dem Bewusstsein und „Prakriti“ dem kreativen Shakti-Impuls. Zusammen ergeben sie die kosmische Idee, pures Potenzial zu entfalten und das führt vom Bewusstsein zur Differenzierung, dem „Ahamkar“. Aham = ich bin, Kar = Aktion. Durch Identifikation kommt es zur Individualisierung und zu den 3 Gunas (Qualitäten, Attribute): Sattva (Reinheit), Rajas (Aktivität) und Tamas (Dunkelheit). Diese Qualitäten sind in allen Dingen dieser Welt enthalten, nicht nur in Materiellem, auch in der Psyche.
Ayurveda erklärt die „Realität der Natur“.
Yoga hingegen versucht die „Natur der Realität“ zu verstehen.
Laut Ayurveda wird Medizin in der Natur gefunden. Ayurveda befasst sich mit den 5 Elementen der Natur, dem Raum, der Luft, dem Feuer, dem Wasser und der Erde. In spezieller Kombination ergeben sie unsere Welt, die durch Elemente und Gunas beschrieben werden kann. Wir tragen alle 5 Elemente in uns, ohne sie gäbe es uns nicht.
Raum und Luft ergeben die Bioenergie Vata.
Feuer und Wasser erzeugen das Pitta Dosha.
Wasser und Erde formen zusammen das Kapha Dosha.
Dosha bedeutet wortwörtliche übersetzt „Defekt“.
Sobald ein Dosha zu stark ausgeprägt ist, kommt es zu einem Ungleichgewicht im Körper oder der Psyche. Und es gilt sie, wieder in Balance zu bringen.
Ayurveda beschreibt, dass wir mit einer ganz bestimmten Kombination von Elementen geboren werden, die unser „Prakruti“ (auch Prakriti) genannt wird, auch bekannt als unsere Konstitution, unser Konstitutionstyp.
Während unseres Großwerdens leben wir jedoch oft nicht in Verbundenheit mit unserer „eigenen Natur“, haben Stress, entscheiden uns für einen Job, der uns nicht wirklich entspricht und es kann daraus eine Disharmonie entstehen. Auch unser „Vikruti“ (oder Vikriti) genannt. Vikruti bedeutet, dass ein oder mehrere Doshas im Ungleichgewicht sind und wir anhand Ayurvedischer Maßnahmen wieder zurück in unsere Mitte finden können.
Ayurveda zeigt und, dass wir, wie die Natur aus allen Elementen bestehen.
Und, dass wir, wie die Natur, regenerative Fähigkeiten haben uns selbst zu heilen.
Das wundervolle am Ayurveda ist, dass kein Mensch gleich ist, und jede/r dort abgeholt wird, wo er/sie steht. Keine Behandlung sieht gleich aus, es ist quasi an dich persönlich angepasst, sozusagen die „Haute Couture“ der Medizin und Ernährung.
Ayurveda lässt sich am besten anhand von „Yatha Pinde Tatha Brahmande“ beschreiben, was aus dem Sanskrit übersetzt heißt:
„ As the smallest pin so is the biggest God/Consciousness oder
In the seed is the cosmos oder
As above so below oder
Know yourself and you know all.“
Warum hast du Ayurveda in dein Leben integriert?
Ich hatte einige gesundheitliche Tiefpunkte: Neurodermitis, Allergien, Migräne, Hautausschläge, Burn-Out. Es gab Zeiten, an denen ich alle 2 Wochen krank war. Das ist dank Ayurveda alles Vergangenheit. Mein Energielevel ist viel höher, ich kann ohne Koffein leben und bin auch emotional und mental viel ausgeglichener als zuvor. Ayurveda ist das beste, das mir passieren konnte und wenn ich damit andere auf ihrem Weg unterstützen kann, ist das das größte Geschenk.
Was ist das Verdauungsfeuer?
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass rund 85% aller Gesundheitsprobleme aufgrund von Verdauungsproblemen entstehen.
Im Ayurveda wird gesagt, dass alle Krankheiten ihre Basis in einem unausgeglichenen Verdauungsfeuer haben. Daher ist das Verdauungsfeuer, auch Jathara Agni genannt, ein zentraler Punkt im Ayurveda.
Oft wird auch von Agni als Verdauungsfeuer besprochen.
100% richtig ist jedoch „Jathara Agni“, denn das bedeutet wortwörtlich das Feuer im Abdomen – unser Verdauungsfeuer.
Aus dem Ayurveda ist folgender Satz sehr bekannt:
„Du bist nicht was du isst, sondern was du verdaust.“
Stell dir vor, du isst das perfekteste, gesündeste Essen, aber dein Verdauungsfeuer wäre schwach oder zu stark, dann könntest du die ganzen tollen Nährstoffe nicht aufnehmen. Hast du jedoch ein ganz tolles, ausgeglichenes Verdauungsfeuer, ein „Sama Agni“, dann kannst du auch Lebensmittel sehr gut verdauen und verarbeiten, die nicht so gesund sind, ohne dabei Probleme zu bekommen.
Das Verdauungsfeuer ist im Ayurveda somit das erste, das wir stärken!
Es ist nicht nur für die Verdauung und Aufnahme der Nährstoffe verantwortlich, sondern auch für die Vernichtung von Pathogenen.
Nahrung, die nicht gut verdaut werden kann, wird zu „Ama“ (Toxine). Diese Toxine lagern sich gerne dort an, wo der Körper geschwächt ist und kann in weiterer Folge zu Krankheiten führen.
Die drei Doshas sind mit Agni verbunden.
Menschen mit Vata Dosha sollten ein regelmäßiges Verdauungsfeuer kultivieren, denn sie haben eine sehr wechselhafte Energie.
Personen mit Pitta Dosha sollten ihr Feuer davor bewahren, zu hoch zu werden, denn es liegt in ihrer Natur, sehr stark und temperamentvoll zu sein.
Menschen mit einem hohen Kapha Dosha benötigen mehr inneres Feuer, um Gewicht, Wassereinlagerungen und Trägheit zu verringern.
Wie sieht dein Frühstück aus?
Mein Frühstück besteht fast immer aus einem leichtverdaulichen Porridge. Zurzeit liebe ich Reisflocken gemischt mit Haferflocken. Dazu wärme ich ein wenig Ghee oder Kokosöl in einem Topf, gebe Gewürze, wie zB frisch gemahlenen Kardamom, ein wenig Ceylon Zimt hinzu und ein wenig frisch geriebenen Ingwer. Sobald das Aroma verströmt, röste ich die Flocken ein wenig darin und gebe Wasser hinzu und lasse es köcheln. Zum Schluss reibe ich gerne Organgen- oder Zitronenzeste (für den bitteren Geschmack) hinein. Manchmal streue ich auch eine Miniportion Kokosblütenzucker, Jaggery (Vollrohrzucker) oder im Sommer kühlendem Ahornsirup darüber.
Meine Wahl fällt oft auf Reisflocken und Hafer, weil beide ausgleichend für mein Vata Dosha sind. Ebenso hilft es mir, mehr Kardamom zu integrieren, da er der Verdauung hilft und nicht so stark trocknend wirkt, wie Zimt. Ceylon Zimt ist wesentlich hochwertiger und sanfter als Cassia. Wiederum kann es einer Person mit viel Kapha Dosha, zB mit Wassereinlagerungen helfen – es kommt ganz immer auf die jeweilige Person an!
Zum Entlasten des Systems wechsle ich im Frühjar auch gerne auf Buchweizen,Gerste oder gedämpften Äpfeln mit Ghee/Kokosöl und Gewürzen.
Wichtig ist, erst zu frühstücken, wenn man hungrig ist. Man kann den Körper tatsächlich mit regelmäßigen Mahlzeiten dazu trainieren, um eine gewisse Uhrzeit Hunger zu haben.
Am besten wäre es, wenn man sich vorher auf der Toilette entleert hat, damit der Verdauungsprozess abgeschlossen ist und ein neuer beginnen kann. Ist dem nicht der Fall, so hilft es, ein Glas heißes Wasser zu trinken.
Welche 3 allgemeinen Tipps würdest du all jenen geben, die mit Verdauungsproblemen kämpfen?
-
Trinke heißes, abgekochtes Wasser über den Tag verteilt in kleinen Schlückchen. Trinke jedoch 30 Minuten vor und nach dem Essen nicht, da sonst deine Verdauungsenzyme verdünnt und dein Verdauungsfeuer geschwächt werden kann.
-
Nimm dir Zeit für deine Mahlzeiten, lass dazwischen 4 Stunden vergehen und greife nicht zu Snacks.
Das Frühstück sollte leicht verdaulich sein, wie zB ein Porridge. Zu Mittag sollest du die größte Mahlzeit zu dir nehmen, welche Gemüse, Getreide und Protein beinhalten sollte. Achte am Abend darauf, dass du eine Suppe, gedämpftes Gemüse oder eine kleine Portion zu dir nimmst. Denke an das Englische Wort „supper“ für supplementär! -
Nimm alle 3 Mahlzeiten warm zu dir, in aller Ruhe. Atme vorher tief ein und aus, und kaue sie gut. Lasse rohe, kalte Lebensmittel und Säfte lieber aus. Denn Kaltes und
unterwegs schnell Gegessenes verringert unser Verdauungsfeuer, unsere Vitalität und unsere Blutzirkulation.